„Ich war obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“. Unter diesem Bibelwort fordern katholische und evangelische Kirche gemeinsam mit ihren Sozialwerken Caritas und Diakonie klares Handeln mit Humanität und Nächstenliebe für die Lesbos-Geflüchteten. Hier die aktuelle Erklärung:
Seit der Brandkatastrophe auf der griechischen Insel Lesbos hat es zahllose Appelle gegeben, den dort obdachlos gewordenen Flüchtlingen zu helfen. Viele in Politik, Gesellschaft und Kirche fordern seit Tagen schnelle Hilfe. Zahlreiche Kommunen haben sich inzwischen schon zur Aufnahme von Geflüchteten bereit erklärt.
Auch in Bonn sprechen sich viele Bürgerinnen und Bürger sowie zahlreiche Vertreter der politischen Parteien für die schnelle Aufnahme von Geflüchteten aus. Sie sind bereit, einen Beitrag zur Hilfe zu leisten. Kirchliche Dienste und Gemeinden, Wohlfahrtsverbände und Stiftungen sowie ehrenamtliche Initiativen, die in der Begleitung von Geflüchteten erfahren sind, sichern ihre Unterstützung zu.
Es ist bekannt, dass schon vor der Brandkatastrophe die Lebensumstände der Flüchtlinge auf Lesbos menschenunwürdig waren. Das Lager Moria war vollkommen überfüllt, die Hygienezustände, zumal in der Coronakrise, total inakzeptabel und die Situation der Kinder und Jugendlichen einfach nur trostlos. Das Lager Moria zeigte ein Bild, das Europa beschämen muss und mit seinen Vorstellungen von Menschenwürde in keiner Weise in Übereinstimmung zu bringen ist. Für die Lage der tausenden Obdachlosen nach dem Brand trifft das umso mehr zu. Wenn man die Werte der Europäischen Union und das Ideal christlicher Nächstenliebe nicht verraten will, muss jetzt unverzüglich gehandelt werden.
Katholische und evangelische Kirchen in Bonn erklären deshalb: „Wir fordern alle Mitglieder im neuen und alten Rat der Stadt Bonn sowie die Verwaltung der Stadt Bonn auf, eine klare Aussage für die Aufnahme von Geflüchteten aus Moria in Bonn zu treffen. Wir wünschen, dass sie diese Entscheidung der Bundesregierung übermitteln und die Aufnahme einer nennenswerten Zahl von Betroffenen verlangen. Bonn als internationale und weltoffene Stadt muss im Einsatz für die obdachlosen Geflüchteten unmissverständlich sein und sich entschieden dafür einsetzen, dass der Anspruch auf eine unverletzbare Menschenwürde nicht an den EU-Außengrenzen endet.”
Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken für die Katholische Kirche in Bonn
Superintendent Dietmar Pistorius für den Evangelischen Kirchenkreis Bonn
Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider, Caritasverband für die Stadt Bonn
Geschäftsführer Ulrich Hamacher, Diakonisches Werk Bonn und Region
https://www.bonn-evangelisch.de/aktuell/archiv-2020-3206-erklaerung_lesbos-3359.php