Zum Andenken an den Dichter Rainer Maria Gassen

Fotos: Hıdır Eren Çelik

Am 12. Oktober 2025 fand im Haus MIGRApolis eine Gedenkveranstaltung an den Dichter Rainer Maria Gassen statt, an der etwas 50 Gäste teilgenommen haben. Sie wurde von der EMFA / Integrationsagentur unterstützt. Die Moderation übernahm Michael Gassen, der Neffe des Dichters.

Rainer Maria Gassen war viele Jahre ehrenamtlich bei der EMFA sowie beim Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e.V. engagiert.

Geboren wurde er 1946 In Koblenz. Nachdem er den Großteil seiner Kindheit und Jugend bei seiner Mutter in England verbracht hat, kam er 1972 nach Bonn und nahm das Studium der Germanistik auf. Er lehrte an unterschiedlichen Bonner weiterführenden Privatschulen und leitete bis zur Schließung die Immanuel-Kant-Schule in Bonn-Dransdorf.

Seine größte Leidenschaft galt immer der Literatur. Ab 1984 engagierte er sich in der Schreibwerkstatt des Schriftstellerverbandes VS Bonn-NRW Süd. Seine Haupttätigkeit war das Verfassen von größeren Gedichtzyklen, wie „Steingeworden“, „Sonnengeflecht“ und „Seelengärtlein“. Zunehmend wandte er sich dem Sonett als bevorzugtem Genre zu. Veröffentlichungen im Free Pen Verlag, im Kid Verlag sowie in der Sonettenpresse dokumentierten seinen eigenständigen lyrischen Stil. Auch engagierte er sich für seine Dichterkollege, für die er Lesereihen organisierte und moderierte.

Er hinterlässt ein beachtliches lyrisches Gesamtwerk von unter anderem über 5.000 Sonetten, viele davon erschienen auf Englisch unter dem Pseudonym Haden Young.

Vor allem aber bleibt seine Großzügigkeit in Erinnerung. Er schenkte seine Kraft und sein Vermögen freigebig jedem, der ihn darum bat.

Rainer Maria Gassen verstarb am 30. Juli 2025 in Bonn. Hier eines seiner letzten Gedichte, das er 2023 verfasst hat:

Ahnungslos

Was will er wissen, und was lieber nicht;
solch ein armseliges Gehirn sollt sich
doch glücklich schätzen, dass das Beste ihm
verborgen bleibt; wie ging ein Menschlein um
mit seinem Wissen von der Stunde, wann das

Flämmchen jämmerlich verlöscht; was könnte
ihn versöhnen mit der Einsicht darein,
dass die Zeit ihm wegzulaufen droht, dass
zu viel immer noch nicht ganz bewältigt ist;

müsst er sich nicht die Frage stellen, ob`s
nicht klüger wäre, Pläne gar nicht erst
zu schmieden, wenn sie sich doch ohnehin nicht

mehr in Angriff nehmen ließen; tröstlich
also ist es, nicht einmal zu ahnen.