PRESSEMITTEILUNG (27.09.2023)

Der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius warnt vor Stimmungsmache gegen das Kirchenasyl: „Menschen durch Kirchenasyl schützen, auch wenn wir damit keinen Applaus ernten“ 

Der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius hat sich klar zum Kirchenasyl bekannt und die aktuelle Debatte scharf kritisiert. „Wir erleben das Paradox, dass wir in Deutschland formal zwar am individuellen Asylrecht festhalten, zugleich aber alle Energie darauf verwenden, dass Menschen daran gehindert werden, dieses individuelle Asylrecht auch in Anspruch zu nehmen“, erklärte der Superintendent auf einer Veranstaltung zum Kirchenasyl im Rahmen der „Interkulturellen Woche“ am Dienstagabend in Bonn.

In dieser „sich aufheizenden Stimmung“ habe es das Kirchenasyl, schwer, noch Akzeptanz zu finden, so Pistorius. Zugleich gebe es eine Stimmungsmache gegen die sogenannten „Sonderrechte“ der Kirchen. „Der Populismus kennt keine Differenzierungen und wo er diffamieren kann, reißt er das Maul auf.“

Superintendent Dietmar Pistorius rief dazu auf „kritisch zu beobachten und zu begleiten, was sich in den Fragen der Migration und des Asylrechts entwickelt“. Und zugleich „genau hinzuschauen, wo es geboten ist, Menschen durch ein Kirchenasyl zu schützen, auch dann, wenn wir damit keinen Applaus ernten“. 

Auch in der Region Köln und Bonn kommt es immer wieder zu Fällen von Kirchenasyl, die aber oft nicht öffentlich werden, um eine zielführende Lösung mit den staatlichen Behörden nicht zu gefährden. 

Mehr als 400 Fälle bundesweit – Veranstaltung zur „Interkulturellen Woche“ in Bonn

Laut dem Kirchenasyl-Experten Benedikt Kern gibt es bundesweit derzeit mehr als 400 Fälle von Kirchenasyl. Er erinnerte daran, dass seit mehr als 40 Jahren Kirchengemeinden Schutzsuchenden Asyl am „Rande des Gesetzes gewähren, um Zeit zu gewinnen und Bleibeperspektiven zu erkämpfen“, so der katholische Theologe vom Verein „Ökumenischen Netzwerk Asyl in der Kirche NRW“. Angesichts steigender Abschiebungszahlen ständen die Kirchengemeinden und Engagierten in der Geflüchtetenarbeit vor Ort mit ihrem Ziel, Menschen im Einzelschicksal zu helfen, vor riesigen Herausforderungen. 

Die „Interkulturelle Woche“, in Bonn veranstaltet von der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit läuft noch bis zum 4. Oktober.

Weitere Infos: www.bonn-evangelisch.de / www.bonn-migration.de